Städte im Wandel

Das 21. Jahrhundert ist das Jahrhundert der Städte. Weltweit leben heute erstmals mehr Menschen in Städten als auf dem Land. In Deutschland sind es sogar noch mehr. Städte sind Orte des Wandels und der Innovation, in denen sich gleichzeitig aber auch Herausforderungen verdichten: Verkehrschaos, explodierende Mietpreise und Verdrängung stehen dem Bedürfnis von rund einem Drittel der Stadtbewohner/innen nach mehr Natur, Teilhabe und Gemeinschaft, nach mehr Ruhe und Entschleunigung in den Städten entgegen. Wie wollen wir Städte zukünftig gestalten? Was macht eine kindgerechte Stadt aus? Wo ist Platz für Natur in unseren Städten? Antworten auf diese Fragen fnden sich in den Städten selbst.

Was ist eigentlich eine Stadt

Das ist vor allem eine Frage der Perspektive. Je nachdem, wem man diese Frage stellt – Politiker/innen, Architekten/innen, Planer/innen, Historiker/innen, Ökonomen/innen, Soziologen/innen, alten oder jungen Menschen – so unterschiedlich dürften die Antworten auf diese Frage sein. Allgemein bezeichnet Stadt jedoch ein Siedlungs  gebiet mit einer dicht bebauten Fläche und hohen Einwohnerzahl, einer entwickelten Sozial  struktur und Arbeitsteilung (Handel, Dienstleistung, Gewerbe ...), dem für das Umland hinsichtlich seiner wirtschaftlichen, politischen und kulturellen (auch religiösen) Bedeutung eine gewisse Orientierungsfunktion zugeschrieben wird. Nach der Defnition der Vereinten Nationen (UN) gilt nicht nur die Kernstadt innerhalb ihrer amtlichen Grenzen als Stadt, sondern das gesamte Ballungsgebiet. Diese sogenannte Agglomeration kann sich weit über die offzielle Stadtfäche hinaus erstrecken; sie schließt das Umland mit ein. Solche Ballungsgebiete können aus mehreren Städten oder aus einer Stadt mit ihren Vororten im Umland bestehen, dem „Speckgürtel“.

Je nach Größe der Stadt unterscheidet man in Deutschland in
Städte
 

An dem Tag als der neue   Bürgermeister Nörgel auftaucht, soll mit einem Mal alles anders werden: Er hat die Vision einer   sauberen, modernen Stadt und ist gewillt dafür alle alten Stadteile abreißen zu lassen – darunter auch der Botanische Garten.

Das, was in dem Film DER BLAUE TIGER, unter den Bewohnern/innen der Stadt für helle Aufregung sorgt, ist dabei gar nicht so weit hergeholt. Die großfächige Sanierung ganzer Stadtteile war in den 1960er Jahren Teil der Stadtentwicklungspolitik in vielen größeren Städten Deutschlands. Ohne große Rücksicht auf soziale Belange oder historisch wertvolle Bausubstanz, wurden zu dieser Zeit ganze Straßenzüge abgerissen. Ein Prozess, der bis in die 1970er Jahre andauerte und im Nachhinein vielfach als die „zweite Zerstörung Deutschlands“ bezeichnet wurde.

Heute geht es hingegen vielmehr darum, behutsam und in Abstimmung mit den Bewohnern/innen das Gewebe der Stadt zu verändern. Mit Planierraupen Schneisen schlagen, das war gestern, so drückt es der Stadtplaner Thomas Sieverts aus. Richtungsweisend ist hier vor allem das Leitbild der durchmischten Stadt der kurzen Wege. Städte, die sich an diesem Leitbild orientieren, bauen die öffentlichen Verkehrssysteme aus, stärken die Qualitäten ihrer Innenstädte und entdecken die Vorzüge lebendiger, gemischter Stadtquartiere, in denen man auf kurzer Distanz arbeiten, wohnen und einkaufen kann.

Denn was ist eigentlich das grundlegende Problem unserer heutigen Städte? Vor allem wohl ein Mangel an Vernetzung, so beschreibt es der „Europäische Rat der Stadtplaner“. In den 50er und 60er Jahren wurde eine funktionale Trennung der Stadtgrundrisse propagiert: Eine Einteilung in Gebiete für Wohnen, Arbeiten und Erholung. Hinzu kam der Ausbau der Verkehrswege und Infrastrukturnetze, um diese   miteinander zu verbinden. Diese funktionale Trennung hat den Lebensraum fragmentiert und entwertet.

Mit weitreichenden Folgen: ein enormer Anstieg des motorisierten Verkehrs, wenig attraktive Stadtkerne, gleichförmige Areale und Nachbarschaften und soziale Spaltungen. Im Vergleich dazu konzentriert sich das neue Leitbild der durchmischten Stadt an den Bewohnern/innen und Nutzern/innen der Stadt und deren Bedürfnissen in einer sich schnell verändernden Welt.

Dass sich Stadtentwicklung in diesem Sinne nicht ohne die Beteiligung der Bewohner/innen realisieren lässt, ist weitgehend selbstverständlich. „Top-down-Planungen“, das war einmal, stellt das Deutsche Institut für Urbanistik fest. Bürgerschaftliche Beteiligung wird von den Kommunen inzwischen sogar gezielt gefördert. Diese versprechen sich davon in erster Linie eine höhere Akzeptanz von Entscheidungen, ausgewogenere Lösungen und eine größere Identifkation der Bewohner/innen mit ihrem Lebensumfeld – denn die Stadt ist für alle da!