Regionale und kleinbäuerliche Landwirtschaft

Nachdem sich Valentin Thurn mit den unterschiedlichsten Ansätzen zur Sicherung der Welternährung auseinandergesetzt hat, kommt er im Film zu folgendem Schluss: „Die Lösung der großen Probleme liegt ganz offenbar im Kleinen. Gerade in Afrika und Asien, wo die Bevölkerung am schnellsten wächst, können die Kleinbauern mehr aus dem begrenzten Land herausholen. Vor allem aber sorgen sie für eine bessere Verteilung der Lebensmittel und Einkünfte. Das ist eindeutig der effektivste Weg, um Hunger zu bekämpfen. Auch in Europa brauchen wir die bäuerliche Landwirtschaft. […]. Wir Verbraucher können die kleinen und mittleren Bauern stärken, indem wir mehr regional einkaufen, damit unser Ernährungssystem die nötige Stabilität für die Zukunft bekommt.“ Als gelungenes Beispiel für eine regionale Erzeugung von ökologischen Lebensmitteln stellt Valentin Thurn die „Transition Town“-Bewegung vor – in ihrem Entstehungsort, der englischen Stadt Totnes. Die Vision der „Städte im Wandel“ ist umfassend: Nicht nur Lebensmittel sollen regional hergestellt werden, die ganze Stadt setzt auf Selbstversorgung und lokale Kreisläufe in allen erdenklichen Bereichen: Schafe übernehmen das Rasenmähen, es wurde eine Regionalwährung entwickelt, um die lokale Wirtschaft zu stärken, öffentliche Gemüsegärten können von allen genutzt und mitgepflegt werden, auf den Dächern wurden Solaranlagen installiert und es werden Koch-, Näh- oder Werkkurse angeboten. Die Initiativen wollen sich damit unabhängig von möglichen Öl-, Währungs- oder Nahrungsmittelkrisen machen und dabei die lokale Gemeinschaft wieder stärken – indem jede/r das einbringt, was er oder sie am besten kann. Das Konzept der Transition Towns kommt gut an: Seit 2006 ist aus der Transition Town Initiative Totnes (TTT) eine global aktive Bürgerbewegung in 38 Ländern mit fast 1.000 aktiven Transition Initiativen geworden, davon allein im deutschsprachigen Raum mehr als 70 – unter anderem in Bremen, Kassel oder Tübingen. Viele dieser Initiativen bestehen aus unterschiedlichen Themengruppen, in denen Freiwillige je nach Interessenslage mitarbeiten und Ideen für ihre Region entwickeln – sei es zum Thema Regionalwährung, solidarische Landwirtschaft, alternative Energiegewinnung oder Urban Gardening. Auf der Plattform www.transitioninitiativen.de sind sämtliche Initiativen in Deutschland verzeichnet.  

In der Landwirtschaft setzen Transition Towns, aber auch viele andere Betriebe weltweit auf Permakultur oder Mischkultur: Anstatt Monokultur werden mehrere Nutzpflanzenarten auf einem Feld nebeneinander angebaut – am besten so, dass sie sich gegenseitig in ihrem Wachstum begünstigen. Der Vorteil: So können die kleinen Felder intensiv bewirtschaftet werden und der Ausfall einer Sorte kann von den anderen Sorten abgefedert werden. Im Film wurde noch ein weiteres Modell gezeigt, mit dem Landwirte/innen ihre Existenz sichern und damit unabhängig von Marktpreisschwankungen oder der billigeren Konkurrenz werden können: die so genannte solidarische Landwirtschaft. Dabei tragen mehrere private Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Biobetriebs in Stadtnähe. Im Gegenzug dürfen sie dessen Ernteertrag untereinander aufteilen, auf dem Hof mitarbeiten und mitbestimmen, wie und was angebaut wird. So wird das Risiko und die Verantwortung auf viele Köpfe verteilt, die Stadtbewohner/innen bekommen wieder mehr Kontakt zur Natur und sie wissen, wo ihre Nahrungsmittel herkommen.  

10 Milliarden - Wie werden wir alle satt?, copyright PROKINO FILMVERLEIH