Weltweite-Vestädterung-und-Ernährung

Seit 2007 leben weltweit zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land. Experten/innen gehen davon aus, dass es im Jahr 2050 bereits zwei Drittel sein werden, denn mehr als 200.000 Menschen ziehen jeden Tag vom Land in die Stadt. All diese Menschen werden auch in Zukunft frisches Obst und Gemüse essen wollen. Doch wo wird es dann herkommen, wenn unter anderem durch Verstädterung zusätzlich fruchtbarer Boden verloren geht.  

Anteil-Stadtbevölkerung

Schon heute ist der Zugang zu den weltweit produzierten Lebensmitteln ungleich verteilt. Während die einen im Überfluss leben und weltweit die Hälfte aller Nahrungsmittel weggeworfen werden oder verderben, leidet jeder neunte Mensch der Erde an Hunger. Viele können sich frische Lebensmittel schlicht nicht leisten. Ein Großteil des weltweiten Bevölkerungswachstums wird in Asien und Afrika, vor allem in Indien, China und Nigeria stattfinden. Dort bündelt es sich am stärksten in den Megacities (Städte mit 10 Millionen Einwohnern/innen oder mehr), denn immer mehr Menschen flüchten vom Land in die Städte, weil sie dort ein besseres Leben erhoffen. Viele können sich auf dem Land kaum mehr ernähren – sei es, weil die Bodenfruchtbarkeit durch die Intensivlandwirtschaft geschädigt ist, weil ihre Felder von Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern gekauft wurden oder weil sie den schwankenden Weltmarktpreisen nicht mehr standhalten können. Zunehmende Extremwetterlagen verschärfen die Situation. Ein Großteil der Landflüchtlinge landen dabei in den Auffangbecken der Groß- und Megastädte: in den informellen Siedlungen (in vielen Gegenden Slums genannt) oder auf der Straße. Dort gibt es Lebensmittel oft nur gegen Bezahlung und dafür nehmen sie jeden Job an, den sie bekommen können – nicht selten unter unmenschlichen Bedingungen.

Während eine zunehmende Stadtbevölkerung also abhängig von den Erzeugnissen der Landwirtschaft ist, schrumpft auf dem Land der fruchtbare Ackerboden. Unter anderem, weil durch das Wachstum der Städte immer mehr Böden versiegelt werden. Denn die globale Stadtfläche wird sich nach Einschätzung des IASS Potsdam (Institute for Advanced Sustainability Studies) in den nächsten 20 Jahren weltweit verdoppeln, wofür insgesamt eine Fläche der Größe Südafrikas benötigt würde. In Deutschland werden laut Umweltbundesamt jeden Tag etwa 74 Hektar bebaut – meist dort, wo vorher fruchtbare Böden waren. Umgerechnet entspricht das der Größe von etwa 13 Fußballfeldern.  

Gleichzeitig steigt die Konkurrenz um fruchtbares Ackerland: In der Massentierhaltung werden Tiere mit Kraftfutter wie Mais oder Soja gefüttert. Der Anbau solcher Futtermittel nimmt weltweit schon fast viermal so viel Ackerfläche in Anspruch wie der Anbau von Nahrungsmitteln (siehe Grafik). Und auch in Zukunft wird noch mehr Ackerfläche für den Anbau von Futtermitteln benötigt: Nicht nur in Indien nimmt der Fleischkonsum – wie im Film am Beispiel der Hühnerfarm zu sehen war – tendenziell zu. Große Ackerflächen werden zudem für den Anbau von Exportprodukten wie Palmöl, Baumwolle, Kaffee oder Kakao genutzt und auch der Anbau von Pflanzen für Biokraftstoffe und Minen zum Abbau von Rohstoffen für elektronische Geräte nehmen immer mehr Fläche ein.  

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