
Wie müssen Städte gestaltet sein, damit sich die Menschen wieder wohl in ihnen fühlen? Seit mehr als 40 Jahren beschäftigt sich der dänische Architekt und Stadtplaner Jan Gehl mit dieser Frage. Seine Methoden sind ungewöhnlich: Er geht auf die Straße, zählt Fußgänger/innen und beobachtet ihre Aktivitäten. Das Ergebnis: Menschen wollen sich an der Straßenecke unterhalten oder sich auf einer Bank in der Abendsonne niederlassen – kurz: sich begegnen. Das aber erfordert entsprechende Plätze im öffentlichen Raum, die in vielen Großstädten – vor allem in den Innenstädten – kaum noch zu finden sind. Stattdessen Autos, breite Straßen und schmale Gehwege wohin man auch schaut. Dabei ließe sich, laut Gehl, schon mit verhältnismäßig kleinen und kostengünstigen Maßnahmen viel erreichen, um das Stadtleben für alle angenehmer zu gestalten.

Städte sind Orte des Wandels und der Innovation, in denen sich gleichzeitig aber auch Herausforderungen verdichten: Die Überflutung zahlreicher Großstädte durch Autos ist sicherlich eine davon. Heute geht es darum wieder Platz für Fußgänger/innen und Fahrradfahrer/innen zu schaffen. Richtungsweisend ist hier vor allem das Leitbild der durchmischten Stadt der kurzen Wege. Städte, die sich in diesem Sinne neu erfinden, bauen die öffentlichen Verkehrssysteme aus und entdecken die Vorzüge lebendiger, gemischter Stadtquartiere, in denen man auf kurzer Distanz arbeiten, wohnen und einkaufen kann. Geradezu gegensätzlich zu diesem Leitbild muten die Prämissen früherer Stadtplaner/ innen und Architekten/innen an. Von autogerechten Stadtlandschaften war eine Zeit lang gar die Rede – kaum nachzuvollziehen aus heutiger Sicht. Damit wir die Herausforderungen, vor denen Großstädte heute stehen besser verstehen können, soll deshalb zunächst der Blick in die Vergangenheit gerichtet werden: Städte im Wandel der Zeit.