Zur Konzeption der Aufgabe
Die Aufgabe soll die Schüler/innen zunächst dafür sensibilisieren, dass es unterschiedliche, kulturell oder national ausgeprägte Filmkonventionen und -traditionen gibt. Auch dient sie dazu, den Blick auf die ästhetischen und dramaturgischen Besonderheiten von SLUMDOG MILLIONÄR als internationale Koproduktion zu lenken und die Darstellung Mumbais in diesem Film genau zu betrachten. Anknüpfend an die vorhergehende Aufgabe wird der Film hier noch einmal als Ergebnis einer gegenseitigen kulturellen Beeinfussung gesehen, bei der etwas Neues, Eigenes entsteht. An dieser Stelle bietet sich die Chance, den Blick zu öffnen und sich dem indischen Mainstreamkino zu widmen – eine Filmkultur, die, gemessen an ihrer internationalen Bedeutung, in der westlichen Rezeption bisher noch wenig differenzierte Beachtung geschenkt wurde. Charakteristisch für diese Filmkultur ist ein „Spektakel der Sinne“, das sich auch in SLUMDOG MILLIONÄR entfaltet: Große Gefühlen und der Glaube an das Schicksal, intensive Farbigkeit, ein mitreißender Soundtrack (mit „indischen“ Klängen) und der obligatorische Tanz, der hier im Abspann zu sehen ist. Westlich erscheinen dagegen der beinahe dokumentarische Stil in der Darstellung der Slums sowie das genaue, schonungslose Hinschauen auf die Missstände, das auch durch eine sehr bewegliche Kameraführung gelingt. Diese Kombination bringt den ganz eigenen Stil hervor, der vertraut wirken oder auch Befremden auslösen kann. In Indien löste SLUMDOG MILLIONÄR sogar heftige Proteste aus (Hierzu bieten sich auch die Rezensionen unter www.taz.de/!29289/ und www.taz.de/!29289 an).
Der fießende Übergang zwischen verschiedenen „Welten“ kann in unterschiedlicher Hinsicht auch als dramaturgisches Merkmal dieses Films gesehen werden: Jamal kommt im Laufe seines Lebens mit verschiedenen Milieus der indischen Gesellschaft, die extreme Armut und extremen Reichtum umfasst, in Berührung. Die Erzählstruktur des Films besteht aus der Verhörsituation als gegenwärtiger Zeitschiene, der Quizshow in dem Fernsehstudio als unmittelbare Vergangenheit und den Rückblenden auf die Kindheits- und Jugendgeschichten von Jamal, Salim und Latika. Diese Struktur verstärkt den Eindruck des rasanten Wechsels zwischen unterschiedlichen Welten, aber auch den der Durchlässigkeit (Salim gelingt scheinbar ein Aufstieg durch Kriminalität, Jamal gelangt durch die Quizsendung zu Reichtum) – wodurch auch die vielen, sehr konträren Facetten der Megacity Mumbai dargestellt werden.
Methodisch didaktische Anmerkungen
Auch hier besteht die Aufgabenstellung aus der Kombination aus Gruppenarbeit und dem Präsentieren vor der Klassengemeinschaft, was die Kooperationsfähigkeit der Schüler/innen fordert und fördert und schließlich verlangt, dass sie ihr gemeinsam erarbeitetes Wissen für die anderen strukturieren und darstellen.