Doch was passiert konkret in all den Städten und Ortschaften, in denen das alte und das neue Ruhrgebiet aufeinandertreffen? Wie gehen die Menschen mit diesem Wandel um, die sowohl die Hochzeiten als auch den Untergang der KohleÄra miterlebt haben – und nun arbeitslos und im schlimmsten Fall perspektivlos sind?
Der Dortmunder Stadtteil „Hörde“ liefert ein krasses Beispiel für den Strukturwandel auf engstem Raum: Dort, wo vor nicht allzu langer Zeit der Abstich des Hochofens in weiten Teilen Dortmunds sichtbar war, gibt es heute einen Freizeitsee mit gehobenen Ein- und Zweifamilienhäusern am Ufer des Sees. Der sogenannte „Phoenixsee“ verdeutlicht die Chancen, aber auch die Konflikte, die sich aus einem solchen Strukturwandel ergeben. Hier treffen Neu und Alt aufeinander und müssen sich irgendwie arrangieren.
Die Stadtplanung steckt häufig in einem Dilemma: Einerseits sollen finanzstarke Grundstückskäufer/ innen angelockt werden, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, entstandene Kosten zu decken und insgesamt eine Aufwertung brachgefallener oder vernachlässigter Stadtgebiete zu ermöglichen. Die Hochglanzprospek- Blick über den Phoenixsee. In der linken Fotosimulation müsste auf der gegenüberliegenden Seeseite die Siedlung Clarenberg deutlich zu erkennen sein, wie das rechte Foto zeigt, das aus derselben Perspektive aufgenommen wurde. (Susanne Frank, Ulla Greiwe: Phoenix aus der Asche. Das „neue Dortmund“ baut sich seine „erste Adresse“, 2012) te der Phoenixsee-Gesellschaft, die den See als Wohn- und Erlebnisort anpreisen, verbildlichen diese Intention. Andererseits entspricht Hörde nicht ganz dem Image eines attraktiven Wohnstandortes für „gehobene“ Ansprüche. In direkter Nähe zum See befinden sich Straßenzüge, die sowohl die Kulisse eines Arbeiterstadtteils als auch den Niedergang der Stahlindustrie im Stadtteil widerspiegeln. Besonders die Großsiedlung Clarenberg liefert einen Gegenpol zu den Hochglanzprospekten; zumal deren Bewohner/ innen durch den strukturellen Wandel fast kollektiv in die Arbeitslosigkeit geraten sind. Unter den Betroffenen sind viele gering qualifizierte Menschen mit Migrationshintergrund. In den Grundstücksprospekten der Phoenixsee-Gesellschaft wurden die unschönen Hochhäuser von Clarenberg vorsichtshalber wegretouchiert. Es scheint verständlich, dass die alteingesessenen Bewohner/ innen von Hörde und Clarenberg den „Neuen“ erstmal skeptisch begegnen. Die Kommentare der im Film zu Wort kommenden machen es deutlich: Man ist sich gegenseitig nicht geheuer – und geht sich lieber aus dem Weg. Damit tritt in Hörde ein Phänomen auf, das in Städten auf der ganzen Welt zu beobachten ist: Segregation.
Blick über den Phoenixsee. In der linken Fotosimulation müsste auf der gegenüberliegenden Seeseite die Siedlung Clarenberg deutlich zu erkennen sein, wie das rechte Foto zeigt, das aus derselben Perspektive aufgenommen wurde. (Susanne Frank, Ulla Greiwe: Phoenix aus der Asche. Das „neue Dortmund“ baut sich seine „erste Adresse“, 2012). |