Hinweise für Lehrer/innen

Zur Konzeption der Aufgabe 4:

Ziel der Aufgabe 4 ist es, den Blick der Schüler/innen auf die geschickte und außergewöhnliche Inszenierung des Futuristischen im Zusammenhang mit der Darstellung der Zukunftsstadt zu lenken. Insbesondere werden sie dazu angeregt, sich mit dem Zusammenleben in einer solchen Stadt auseinanderzusetzen und eingehend zu analysieren, welche Bilder der Film für seine Zukunftsprognosen findet. Zugleich werden die Schüler/innen durch die Aufgabenstellung aufgefordert, sich die eigene Rezeption des Films bewusst zu machen, indem sie beobachten und beschreiben, wie diese Darstellungsweisen auf sie wirken. Eine Besonderheit von HER besteht darin, dass er in der Inszenierung der Stadt und des Alltags der Bewohner/innen direkt an unsere aktuelle Lebenswelt anknüpft: Die futuristischen Details, die vor allem in der Durchdringung des alltäglichen Lebens mit virtuellen Realitäten bestehen, wirken als logische Weiterentwicklung unserer gegenwärtigen Welt. So inszeniert der Film die Zukunftsstadt Los Angeles auf vertraute, aber doch spezifische Weise.

Zunächst fallen vor allem ein anderes Design der Dinge und neue Funktionen von Alltagsgegenständen auf, so etwa fehlende Tastaturen oder vollautomatische Beleuchtungssysteme. Besonders ist auch, dass es keinen Autoverkehr mehr gibt. Weiter auffällig im Stadtbild ist, dass Ansichten von Häusermeeren und gigantischen Glas- und Betonfassaden der Wolkenkratzer dominieren, was Anonymität und Undurchdringlichkeit suggeriert. Zahlreiche Aufnahmen aus der Totalen oder aus der Vogelperspektive scheinen eher kühle Distanz als ein „Mittendrin“ der Menschen beziehungsweise ein lebendiges Stadtleben zu demonstrieren. Auch Theodore befindet sich meist hinter oder vor einer Glaswand und blickt auf die Stadt als abstraktes Häuser- oder Lichtermeer. Zur Betonung seiner Einsamkeit trägt auch die Inszenierung seiner Wohnung hoch über der Stadt bei. Ihre Darstellung in warmen, erdigen Farben lässt sie wie eine gemütliche Höhle wirken, in der er sich von der Außenwelt abschottet. Auch scheinen die Stadtbilder den Charakter der Funktionalität der Stadt als Arbeitswelt zu unterstreichen. Die vielen Szenen in U-Bahnen können ebenfalls in diesem Sinn interpretiert werden.

Ganz ausgeklammert ist das Freizeitleben der Stadtbewohner/innen dennoch nicht. Den Häuserfronten und kühlen U-Bahnhallen stehen Szenen am Strand oder auf einem Rummelplatz gegenüber. Menschenansammlungen im öffentlichen Raum machen in HER jedoch immer auch die Isolierung der Einzelnen deutlich: Es gibt viele Szenen, die die Städter/innen in ihre eigene digitale Vernetzung vertieft zeigen. Direkte Begegnungen sind offenbar meist dem Zufall geschuldet. Das machen etwa die häufigen Szenen in Fahrstühlen deutlich, in denen Theodore zwar unverbindlich, aber unmittelbar in die Kommunikation mit anderen tritt.  

Methodisch didaktische Anmerkungen:

Die Zusammenarbeit innerhalb der Kleingruppe erscheint als optimale Form zum gemeinsamen Nachdenken über Inszenierungsweisen des Films. Sie dient den Schüler/innen dazu, sich auf ihre eigenen Seherfahrungen und Erinnerungen an Filmszenen zu konzentrieren und zugleich auf einen Austausch mit anderen einzulassen. Die Analyse eines Films profitiert vom lebhaften Diskurs, indem sie sich aus vielfältigen Interpretationen zusammensetzt. Ein Gewinn besteht somit auch in der Erkenntnis, wie unterschiedlich ein Film rezipiert und erinnert werden kann. Die abschließende Präsentation in der Klassengemeinschaft rundet den gemeinsamen Erkenntnisgewinn ab und fördert noch einmal die Fähigkeit, eigene Sichtweisen zu entwickeln und zu vertreten.  

 

Zur Konzeption der Aufgabe 5:


Aufgabe 5 soll dazu dienen, die Schüler/innen für den Einsatz und die Wirkungsweisen von flmsprachlichen Mitteln zu sensibilisieren, die in HER in besonderem Maße dem Ausdruck der „Innenwelt“ Theodores dienen. Unter anderem ist hierbei die Schlüsselszene wesentlich, in der Theodore die Grenzen der virtuellen Beziehung zu Samantha erkennt. Darüber hinaus ist es das Ziel dieser Aufgabe, den Film nicht nur punktuell, sondern auch in seiner Gesamtheit Revue passieren zu lassen, um seine grundsätzlichen Inszenierungsabsichten und -strukturen zu verstehen. Die Aufforderung, sich mit der Schlussszene des Films auseinanderzusetzen, soll schließlich noch einmal die Aufmerksamkeit auf die Thematik der Zukunftsstadt richten. Neben der Darstellung eines von virtuellen Realitäten durchdrungenen Alltags in der Zukunftsstadt, ist Theodores emotionales Erleben der zweite wichtige Themenschwerpunkt des Films. Auf verschiedenen Ebenen vermittelt er eine Wandlung in Theodores Gefühlswelt, die seiner Beziehung zu Samantha geschuldet ist. Sowohl die Kamera als auch Theodore selbst werden beweglicher. Sie wirken weniger zaghaft, sondern wagemutiger und vitaler. Auch die Farben werden immer kraftvoller. Diese Funktion wird auch deutlich, wenn Theodore an frühere Zeiten denkt, in denen er glücklich war. Auch hier erscheint die Welt wesentlich bunter und heller. Insgesamt zeugen Farben offenbar von einer verborgenen Lebendigkeit beziehungsweise scheinen für intensive Emotionalität zu stehen. Dies zeigt sich etwa auch in der bunten Gestaltung der „Gefühlswerkstatt“, in der Theodore als Auftrags-Briefeschreiber tätig ist. Insbesondere die Farbe Rot kann mit dem Gefühl der Liebe assoziiert werden. Das verdeutlicht zum Beispiel das Corporate Design der Betriebssystem-Firma, aus der Samantha stammt. Eine besondere Rolle spielt außerdem das flmische Mittel des Soundtracks. Gerade vor dem Hintergrund der Unsichtbarkeit der virtuellen Vorgänge wird sie zu einem regelrechten akustischen Abbild. Samantha selbst schlägt Theodore in einer Szene vor, ein von ihr komponiertes Musikstück als eine Art Fotografe wahrzunehmen, das einen Moment ihrer Beziehung einfängt und „greifbar“ macht.

Wie füchtig beziehungsweise wie wenig exklusiv diese Beziehung jedoch tatsächlich ist, versteht Theodore, als Samantha ihm ihre Liebe zu 641 weiteren Usern gesteht. Mit ihnen kommuniziert sie stets zeitgleich. Das Moment der Erkenntnis verdeutlicht der Film durch Theodores Inszenierung in einem geschäftigen U-Bahntunnel. Zum einen zeigt sich hier noch einmal sehr deutlich die individuelle Vernetzung der Menschen. Zum zweiten wirkt Theodore, der sich auf dem Treppenaufgang niederlässt und einfach sitzen bleibt, als würde er sich gegen den „Strom der Zeit“ stellen. Die Inszenierung der Schlussszene scheint dies zu bestätigen: Erstmals verfasst Theodore einen Brief, in dem er eigene Gefühle formuliert. Parallel dazu zeigt der Film, wie er seine Nachbarin und Freundin Amy bittet, mit ihm hinauszugehen und die Stadt zu betrachten. Nachdem sie von ihren Betriebssystemen verlassen wurden, wenden sie sich nicht nur zueinander, sondern auch ihrer unmittelbaren Umgebung, der Stadt zu.

Methodisch didaktische Anmerkungen:

Die Zusammenarbeit in Kleingruppen kann bei dieser Aufgabe beibehalten werden, sofern sie sich bewährt hat. Zusätzlich wird hier eine Tabellenvorlage angeboten. In ihr ist eine Reihe von flmischen Mitteln aufgelistet, die in HER eine besondere Relevanz haben. Sie soll Schülern/innen, die in der differenzierten Wahrnehmung von flmischen Gestaltungsmitteln weniger geübt sind, eine Hilfestellung sein, um gezielter zu Ergebnissen zu kommen. Außerdem bietet sie eine Struktur, anhand derer die Ergebnisse schließlich vor der Klassegemeinschaft vorgetragen und miteinander verglichen werden können.