- Regie
Ulrike Franke, Michael Loeken
- Buch
Ulrike Franke, Michael Loeken
- Darsteller/innen
Ursula Klischan, Heinz Hüppe, Ludger Schürholz, Frank A. Kirsch, Larry Hagman u.a.
- Land / Jahr
Deutschland 2013
- Länge
104
- Format
Digital, Farbe
- FSK
ohne Altersbeschränkung
- Kinostart
21.08.2014
- Verleih
RealFiction Filmverleih
Auf dem Gelände eines ehemaligen Stahlwerks in Dortmund-Hörde vollzieht sich ein extremer städtebaulicher Umbruch. Dort, wo über 150 Jahre lang Stahl produziert wurde und 18.000 Menschen ihren Arbeitsplatz hatten, entsteht ein Luxuswohnquartier rund um einen künstlich angelegten See, der als Naherholungsgebiet dienen und das Image der ehemaligen Arbeitergegend aufwerten soll. Während die Verantwortlichen des gigantischen Projekts an ihren Marketingstrategien feilen und die ersten zahlungskräftigen Anwohner/innen sich ihre Grundstücke auf der Baustelle ausgucken, beobachten die alten Bewohner/innen von Hörde die Entwicklung in einer Mischung aus Skepsis, Sorge und leiser Hoffung: Bedeutet das neue Quartier auch für sie eine Chance auf mehr Lebensqualität? Doch wie soll es ihnen gelingen, mit den steigenden Mietpreisen mitzuhalten? Und wie lässt sich etwas von dem bewahren, das für sie Heimat bedeutet hat?
Als eine Langzeitbeobachtung verfolgt der Film die Entwicklung vom Moment der Stilllegung des Werks bis zu dem Augenblick, in dem Segelboote über den See gleiten und die Anwohner/innen auf ihren Terrassen Kaffee trinken. Besonders anschaulich wird der Wandel der Zeit durch zahlreiche Szenen, die im Zeitraffer gedreht wurden. Der weite zeitliche Rahmen, als auch die Einbeziehung der Perspektiven aller Beteiligten ermöglicht ein umfassendes Bild. Stadtplaner, Ingenieure und Bauunternehmer werden auf ihren Planungssitzungen, bei ihren Marketingüberlegungen und im Kontakt mit der Bevölkerung beobachtet. Neue Hausbesitzer/ innen träumen von dem neuen Eigenheim. Auf der anderen Seite begleitet der Film diejenigen, die wenig Geld haben, mit dem Ort jedoch tief verbunden sind und fürchten, verdrängt zu werden. Die Filmemacher enthalten sich eines vorschnellen Urteils, doch ihre genauen Beobachtungen und die Montagetechnik legen eine krasse Ungleichheit und oftmals Absurditäten offen, wodurch eine kritische Sichtweise spürbar wird.
GÖTTLICHE LAGE vollzieht einen Wandlungsprozess nach, der beispielhaft für eine ganze Region steht, aber auch außerhalb des Ruhrgebiets stattfinden könnte. Hier bietet sich im Unterricht die Möglichkeit, Vergleiche mit ähnlichen Fällen anzustellen und gemeinsam über Unterschiede und Gemeinsamkeiten nachzudenken. Weiter können die Schüler/innen herausarbeiten, worin schließlich die tiefgreifenden Auswirkungen der völligen Umstrukturierung eines Stadtviertels in wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Hinsicht bestehen. Anlass zur Diskussion bietet die zentrale Frage, was schwerer wiegt: Die Aufwertung einer Region und die Chance auf mehr Lebensqualität oder aber die Verdrängung und die Vergrößerung der Kluft zwischen den sozialen Milieus? Neue Formen des urbanen Zusammenlebens zu finden, die alle gesellschaftlichen Gruppen einschließt, erscheint letztendlich als Notwendigkeit. Diese Erkenntnis des Films kann als Anregung genutzt werden, eigenständig städtebauliche Visionen zu entwickeln. Nicht zuletzt können der dokumentarische Stil und dessen Wirkungsweise zum Unterrichtsgegenstand werden.