

- Originaltitel
Slumdog Millionaire
- Regie
Danny Boyle
- Buch
Simon Beaufoy (nach dem Roman "Rupien! Rupien!" von Vikas Swarup)
- Darsteller/innen
Dev Patel, Anil Kapoor, Irrfan Khan, Madhur Mittal, Freida Pinto u.a.
- Land / Jahr
Großbritannien, USA 2008
- Länge
120
- Format
35mm, digital, Farbe
- FSK
ab 12 Jahre
- Kinostart
19.03.2009
- Verleih
Prokino
- Festivals
Toronto International Filmfestival 2008: Publikumspreis; British Independent Film Awards: Bester Film, Beste Regie, Bester Nachwuchsdarsteller; Golden Globes 2009: Bester Film, Bestes Drehbuch, Beste Regie, Bester Soundtrack (Auswahl)


Nur noch eine Frage muss Jamal richtig beantworten, dann ist er Millionär. Der Junge aus den Slums von Mumbai hat bei „Wer wird Millionär“ bisher alle Antworten gewusst. Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen, meint der Showmaster, und schaltet die Polizei ein. Jamal wird über Nacht inhaftiert und gefoltert, man will seine Tricks aus ihm herauspressen. Tatsächlich beginnt Jamal davon zu erzählen, wie er zu seinem Wissen kam – allerdings ist es eine ganz andere Geschichte, als der Kommissar erwartet hätte. Jamal erzählt seine Lebensgeschichte: Sie handelt von zwei Brüdern, die sich durch das Elend der Slums kämpfen, die zusammenhalten und rivalisieren; sie handelt vom gewaltsamen Tod der Mutter der beiden, von Misshandlungen, Kinderhändlern und von gefährlichen Banden, aber vor allem auch von einer großen Liebe, die alles übersteht und die sich schließlich als eigentlicher Grund erweist, warum Jamal in der Quizshow gelandet ist.

Der Film nähert sich seinem städtischen Universum in einem Wechsel aus Stadtpanoramen aus der Vogelperspektive und einem Kamerablick, der sich in das turbulente Leben auf den Straßen des Slums mischt. Während die Aufsichten das flächenmäßige Ausmaß der informellen Siedlung demonstrieren, transportiert die Innensicht auf eindrückliche Weise die besondere Atmosphäre in den Slums. SLUMDOG MILLIONÄR zeigt diese Welt in Momenten als großen Abenteuerspielplatz, an dem das Leben pulsiert, an dem Kreativität entfesselt wird und wo die Bewohner/innen sich selbst organisieren. Gleichzeitig erscheint sie als ein Ort der Gefahr und der Brutalität, in der ein einzelnes Menschenleben – erst recht das eines Kindes – nichts zählt und an dem das Schlechteste aus den Menschen herausgekehrt wird. Wenn der Film in dieses Milieu eintaucht und die Kamera sich an die Fersen von Jamal und der anderen Kinder heftet, entfaltet sich filmsprachlich gesehen ein Spektakel der Sinne: Ähnlich wie man es aus sogenannten Bollywoodfilmen kennt, ist SLUMDOG MILLIONÄR bunt, es gibt viel Musik und zum Schluss sogar Tanz. Weiterhin kennzeichnend ist der rasante Wechsel zwischen Gefühlen und Genremerkmalen, die zum Beispiel einem Liebesfilm, einer Komödie, einem Drama oder einem Actionfilm zugeordnet werden können. So erzählt SLUMDOG MILLIONÄR auf märchenhafte Weise von schicksalhaften Wendungen, aber auch von ganz realen Umständen. Diese zeigen sich in zum Teil sehr dokumentarisch anmutenden Bildern, vor allem von der Megacity Mumbai.

Zum Unterrichtsgegenstand kann SLUMDOG MILLIONÄR zum einen hinsichtlich seiner filmsprachlichen Merkmale werden, die den Film als internationale Koproduktion kennzeichnen, insbesondere die Mischung aus unterschiedlichen Genremerkmalen. Zum anderen ist es interessant zu untersuchen, wie der Film aus der Sicht der kindlichen Protagonisten/ innen erzählt und wie ihre Wahrnehmung und ihre Erfahrungen ein vielschichtiges Bild von dem Leben in den Slums zeichnen. Was bedeutet es etwa, wenn die Kinder einen Streifenpolizisten in einer Szene quer durch das Viertel rennen lassen? Auf welche Weise bewegen sie sich in den engen Gassen, zwischen den notdürftig zusammen gezimmerten Hütten und den Müll bergen? Hier kann das Augenmerk der Schüler/ innen auch auf die Kameraarbeit gerichtet werden. Schließlich bietet die Geschichte des Films Anknüpfungspunkte zu der Frage, wie determinierend diese Form von Stadtleben ist: Gibt es hier Chancen auf ein besseres Leben? Was der Film jedenfalls deutlich macht, ist dass Jamal in den Augen der Anderen immer der „Slumdog“ bleibt. Am Ende zeigt SLUMDOG MILLIONÄR außerdem, wie die Slumbewohner/innen immer weiter vom Zentrum verdrängt werden. Auf dem Gebiet, wo die beiden Brüder lebten, werden moderne Bürokomplexe und Luxusvillen errichtet. Für die allermeisten Bewohner/innen des Elendsviertels geht das Leben weiter wie bisher – nur andernorts.